Natürlich hier.

Stiftungsland Haseldorfer Binnenelbe

Im Stiftungsland Haseldorfer Binnenelbe zwischen Wedel und Pinnau-Mündung erstreckt sich entlang der Elbe eine Marschlandschaft mit besonderen Naturschönheiten und vielfältigen Erholungsmöglichkeiten. Hier brüten zahlreiche bedrohte Vogelarten, wie Rohrweihe, Wanderfalke und Blaukehlchen. Selbst Seeadler haben hier ihren Horst eingerichtet. Im Winter rasten hier tausende von Gänsen und Enten auf dem Weg gen Süden.

Die Pflanzenwelt steht dem nicht nach: Die Schachblume blüht Ende April zu Hunderttausenden bei Hetlingen. Anders der Schierlings-Wasserfenchel und die Elb-Schmiele, die ein Leben im Verborgenen führen. Beide Arten kommen weltweit nur noch hier vor.

Vogelkieker haben viel zu tun

In dem 1984 unter Schutz gestelltem Gebiet brüten dank der erfolgreichen Entwicklung der Naturschutzflächen wieder zahlreiche Vogelarten, wie Bekassine, Tüpfelsumpfhuhn, Rohrdommel, Eisvogel und Neuntöter. Weitere Brutvögel sind Braunkehlchen, Schilfrohrsänger sowie Kormorane, verschiedene Enten- und Gänsearten.

Herausragende Bedeutung hat das Gebiet insbesondere für Zehntausende Rast- und Zugvögel, die sich im Herbst und Frühjahr einkehren. Zu ihnen gehören: Bläss-, Weißwangen- und Graugans. Aber auch für Zwerg- und Singschwan sowie Krick-, Spieß- und Pfeifente sind die Süßwasserwatten ein Rastplatz von internationaler Bedeutung.

Kostbarkeiten: Schierlings-Wasserfenchel, Elb-Schmiele und Schachblume

Endemiten an der Elbe – also Arten, deren Verbreitung auf ein abgrenzbares Areal beschränkt ist. Der Schierlings-Wasserfenchel und die Elb-Schmiele kommen weltweit nur an der Unterelbe vor.

Die Elb-Schmiele ist ein unscheinbares Gras, das sich perfekt an den Rhythmus von Ebbe und Flut angepasst hat. Die Überflutung übersteht sie mühelos. Sie ist im Bestand nicht gefährdet und häufig anzutreffen, meist zwischen Steinen von Buhnen und Uferbefestigungen.

Ganz anders der Schierlings-Wasserfenchel: Er ist extrem selten und vom Aussterben bedroht. Bevorzugt den Süßwasserbereich der Elbe und streut seine Früchte reichlich in die Flut. Gegen das konkurrenzstarke Schilf hat der lichtliebende Fenchel keine Chance. Besonders hat er auch mit der Elbvertiefung zu tun, weil ihm durch die erhöhte Fließgeschwindigkeit des Stroms der Lebensraum ausgehen zu droht.

Eine weitere Seltenheit ist die Schachblume mit ihrer glockenförmigen Blüte mit prächtigem purpurfarbenem Schachbrettmuster. Noch vor Jahren wuchs sie auf den Außendeichwiesen von Hamburg elbabwärts in Massen. Heute ist die Schachblume vom Aussterben bedroht, genauso wie ihr Lebensraum, die Nasswiesen. In den Elbwiesen bei Hetlingen kommt sie aber noch üppig vor. Ende April bis Anfang Mai strecken sie ihre Blüten heraus. Das wird regelmäßig mit einem großen Schachblumenfest in Hetlingen gefeiert.

Streuobstwiese lädt zum Naschen ein

Der Obstgarten in Haseldorf wurde 1986 angelegt, um alte Obstsorten zu erhalten. Er bietet auf zwei Hektar einen ganz besonderen Lebensraum und beherbergt etwa 500 Obstbäume mit rund 180 alten Sorten. Als Naturerlebnisraum ist die Obstwiese für Besucher*innen frei zugänglich und lädt mit Sitzgelegenheiten und zwei Hängematten zum Besinnen und Verweilen ein. Die Besucher*innen können sich durch die verschiedenen Äpfel, Birnen, Pflaumen oder Kirschen probieren und so ihre Lieblingssorten finden. Die Auswahl ist groß und nicht mehr im Handel zu finden. Dazu gehören Traditionssorten wie der "Seestermüher Zitronenapfel" oder der „Schöne von Haseldorf".

Anders als in großen Obstplantagen entsteht auf einer Streuobstwiese ein besonderes Mikroklima. Die extensive Bewirtschaftung, der behutsame Rückschnitt und fehlende Düngung bieten vielen Tieren und Pflanzen einen einzigartigen Lebensraum – machen die Streuobstwiese zu einem artenreichen Biotoptyp.

Mit dem Rad die Haseldorfer Binnenelbe entdecken

Ausgangspunkt für die Fahrradtour ist Neuendeich. Von hier geht es zunächst an der Pinnau entlang, über das Sperrwerk Richtung Elbe, der Weg führt an hübschen Häusern mit Reetdach und gepflegten Gärten mit bunten Blumen vorbei. An der Haseldofer Binnenelbe angekommen, geht es über den Deich und dann immer am Deich entlang. Auf dem befestigten Plattenweg lässt es sich hervorragend radeln – nur hin und wieder heißt es absteigen, wenn ein Klapptor zu überwinden ist oder es sich Schafe auf dem Weg bequem gemacht haben.

Auf dem Weg liegt die Carl-Zeiss-Vogelstation. Freitag bis Sonntag sowie an Sonn- und Feiertagen zwischen 10 und 16 Uhr kann die emsige Vogelwelt aus den Beobachtungshäuschen bestaunt werden. Säbelschnäbler, Flussregenpfeifer und Austernfischer – die Zahl der hier lebenden gefiederten Freunde ist lang.

Auf dem Weg zurück nach Neuendeich lohnt sich ein kleiner Abstecher nach Hetlingen, zu einer Rarität! Jedes Jahr Mitte bis Ende April strecken zarte Blumen mit extravagantem Schach-Muster ihre Köpfe in den Frühlingshimmel: die seltene Schachbrettblume ist hier beheimatet.

Weiter geht es an Wiesen und Feldern und hübschen Wohnhäusern vorbei bis nach Haseldorf, wo das nächste Highlight dieser Tour wartet: das Elbmarschenhaus. Bei einer kleinen Rast kann sowohl das Außengelände als auch die Ausstellung über Kultur und Natur in den Elbmarschen entdeckt werden. Geöffnet ist das Elbmarschenhaus immer freitags bis sonntags zwischen 10 und 16 Uhr.

Entstehungsgeschichte der Elbmarschen

Das Gebiet der Unterelbe folgt dem eiszeitlichen Elbe-Urstromtal, das zu beiden Seiten von Meter hohen Geesthängen gesäumt wird. Das Urstromtal entstand nach dem Ende der Vergletscherung Norddeutschlands vor 12.000 Jahren. Das Gletscherwasser schliff mit Macht seine jetzige Form.

Ihren letzten Schliff hat die heutige Marschlandschaft durch die Dynamik der Elbe bekommen, weil sie ihren Lauf ständig verlagert hat. Noch vor wenigen Jahrhunderten war die Haseldorfer Binnenelbe das Hauptstrombett der Elbe. Durch das Absetzen von Schwebstoffen im Rahmen von Ebbe und Flut bildeten sich einmalige Lebensräume, wie Sand- und Schlickwatten.

Nach dem Bau eines neuen Landesschutzdeichs rückte das ehemalige Vorland der Wedel-Haseldorfer Marsch binnendeichs. Hier findet sich heute dieses international bedeutsame Feuchtgebiet, das durch regelbaren Wassereinstau weiter bewirtschaftet werden kann.