Natürlich hier.

Stiftungsland Hessenstein

Verschlafen und hügelig liegt das Stiftungsland Hessenstein ganz in der Nähe von Lütjenburg. Im Sommer werden die Wilden Weiden zu einem Meer aus Margeriten. Garniert ist es mit echten Hinguckern: grasende Highland-Rinder mit ihrem imposanten Kopfschmuck. So wehrhaft sie aussehen, so sanftmütig und ruhig sind sie. Spaziergänger können durch Klapptore hindurch direkt über ihre Weide wandern. Auf Trampelpfaden geht es vorbei an kleinen Froschteichen – immer wieder ist ein Blick auf die nahe Ostsee inklusive.

Was ist zu erleben: Flora und Fauna

Den Vielfaltschützern ist es inzwischen gelungen, ein Beispiel für eine besonders arten- und individuenreiche Kulturlandschaft zu entwickeln. Zur Brutzeit, besonders aber auf dem Durchzug und im Winter, weist das Gebiet ein breites Spektrum unserer heimischen Vogelwelt auf. Neuntöter, Schwarzspecht, Uhu, Rohrweihe und Seeadler profitieren von der großen Anzahl der Knicks und Gebüsche, Staudenfluren, Quellen, Bächenn, Tümpeln, Weihern und Sümpfen in Kombination mit den Wilden Weiden. Dank der zahlreichen neuen Froschteiche sind auch Amphibien und Libellen weit verbreitet. Durch ein Wiedereinbürgerungsprogramm kommt sogar die europaweit gefährdete Rotbauchunke wieder vor. Bläulinge und andere Schmetterlinge sorgen mit ihrem taumelnden Flug für Leben über dem Weideland. Sie saugen Nektar an Sumpfdotterblume , Sumpfhornklee, Kuckuckslichtnelke und Wiesen-Flockenblume.

Highland-Rinder pflegen die Landschaft

Als am schwierigsten erwies sich, die Wiederherstellung blütenbunten Grünlands. Zwar gibt es hier und da wieder üppig bunte Wiesen, blühen an einigen Hängen weitläufig die Margeriten und schaukeln Glockenblumen am Knickrand. Aber das hat noch Luft nach oben. Obwohl sich die Hochlandrinder auf den steilen Hängen und feuchten Senken mächtig ins Zeug legen, benötigen bunte Weiden und Magerrasen sehr lange, um sich zu entwickeln. Erfolgreich erweist sich die Ganzjahresbeweidung für den Erhalt eines Orchideenbestandes in einem kleinen, leicht hängigen Quellbereich. Die Rinder beweiden diesen Bereich bevorzugt im Winter und Frühjahr, da das Quellwasser dann wärmer als die Umgebung ist und die Seggen dort bereits wachsen. Wenn das später erscheinenden Knabenkraut, die Bachnelkenwurz oder die Sumpfdotterblume austreiben, sind die konkurrierenden Seggen abgeweidet. Dann ziehen im Sommer die Vierbeiner zu den schmackhafteren Hangflächen und lassen die Feuchtwiesenarten in Ruhe abblühen und fruchten.

Wandern

Die Wanderpfade auf die Wilden Weiden führen zu den schönsten Aussichtspunkten und bilden zusammen mit den bereits vorhandenen Wegen ein Netz unterschiedlich langer Rundwege. Bänke, Picknickplätze und Aussichtsplattformen runden die Infrastruktur für den Wanderer ab und laden zum Verweilen ein. Ausdrücklich erlaubt und erwünscht ist aber auch das freie Betreten auf den Stiftungsflächen. Die Stiftung Naturschutz hat sogar einen Trekkingplatz eingerichtet. Damit das Campieren naturverträglich über die Bühne geht, gibt es einige Regeln.

Ausgangspunkt für eine Wanderung kann die Wilde Weide am Fresendorfer Weg in Panker sein. Der Wanderweg führt zunächst über die Weiden, dann zu einem Übernachtungsplatz des Wilden Schleswig-Holsteins und etwas später zu einem Rastplatz mit Sitzbänken an einem Teich. Vorbei entlang eines Waldrandes geht es zurück zum Ausgangspunkt. Der kleine, knapp drei Kilometer lange Rundwanderweg lässt sich leicht mit dem Besuch des Eiszeitmuseums (an der Landstraße 165 zwischen Lütjenburg und Schönberg) und des ausgeschilderten Aussichtsturms Hessenstein im Wald verbinden. Die Route über die Wilde Weide ist in unserer Wanderkarte  eingezeichnet.

Geschichte: Von der Wirtschaftsfläche zum Naturparadies

Vor allem die steilen Hänge und feuchten Senken, also landwirtschaftlich schwer zu bewirtschaftende Flächen, mit zum Teil starker Bodenerosion und unerwünschten Stoffausträgen behaftetet, galt es zu für den Naturschutz zu sichern. Zahlreiche Gewässer, Gebüsche und Waldränder im Umfang von mehreren Hektar wurden angelegt und sorgen zusammen mit kleinflächigen Brachen für mehr Vielfalt in der Landschaft. Wichtigste Maßnahme aber war die Umwandlung von Ackerflächen in Grünland, das heute eine 80 Hektar große Wilde Weide beherbergt.

Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich

Die in der Nähe gelegene Rekonstruktion einer slawischen Turmhügelburg bei Lütjenburg, das Eiszeitmuseum an der Auffahrtsscheune Niental sowie der Aussichtsturm auf dem Hessenstein laden zu einem Besuch ein, der sich gut mit einer Wanderung kombinieren lässt. Herausragend ist das Gebiet um den Pilsberg im wahrsten Sinne des Wortes. Hier haben die Gletscher der letzten Eiszeit Stauchendmoränen von bis zu 130 m Meter Höhe zusammengeschoben und damit die zweithöchste Erhebung des Landes geschaffen. Die Besteigung des 17 Meter hohen Aussichtsturms  (1 Euro-Münze erforderlich) ist ein Muss. Bei klarer Sicht reicht der Panoramablick vom Bungsberg zu den Kränen der Kieler Werften, bis Fehmarn und sogar quer über die Ostsee zu den dänischen Inseln.

Der Name des Turms leitet sich von einer Liebesgeschichte aus dem 17. Jahrhundert ab. Der damalige schwedische König, ehemaliger Prinz Friedrich von Hessen-Cassel, schenk-te seiner Geliebten, einem Hoffräulein seiner Gemahlin, die ost­holsteinischen Güter Panker, Klamp, Schmoel und Hohenfelde als finanzielle Absicherung. König Wilhelm I. verlieh dann 1868 diesen vier Hessensteinischen Gütern die Bezeichnung „Herrschaft Hessenstein“.