Natürlich hier.

Stiftungsland Rülauer Holz

Waldlaubsänger, Mittelspecht, Wasserfledermaus – im Rülauer Holz fühlen sich wieder zahlreiche heimische Pflanzen und Tieren zu Hause. Der rund 280 Hektar große Teilbereich des östlichen Sachsenwaldes ist seit 2008 Stiftungsland. Seither sind die Entwicklungshelfer der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein hier im Einsatz: Das Rülauer Holz wurde aus der forstlichen Nutzung genommen und der natürliche Wasserhaushalt wiederhergestellt: Waldsenken vernässt und Entwässerungsgräben verfüllt. Erste Erfolge sind zählbar. Der Kranich ist in das Gebiet eingezogen und hat 2016 dort gebrütet. In den feuchten Waldsenken tummeln sich wieder die Moorfrösche.

Totholz steckt voller Leben

Stück für Stück haben die Vielfaltschützer der Stiftung Naturschutz aus dem von Nadelbäumen dominierten Bereichen des Forstes einen Laubwald mit heimischen Gehölzen, wie Buchen und Eichen, entwickelt. Hier werden keine Laubbäume geerntet, hier durchleben sie einen normalen Lebenszyklus: keimen, wachsen, sterben ab. Das Totholz bleibt im Wald und ist wertvoller Lebensraum für Spechte, Fledermäuse, Insekten und Pilze.

In dem heimischen Naturwald  fühlen sich auch viele Vögel wohl. Viele Spechtarten  sind hier zu Hause, ebenso der Waldlaubsänger und vor allem im Frühjahr erfreuen die vielen Kleiber mit ihrem Gesang die Besucher. Gerade in den Buchen und dadurch, dass Totholz im Wald verbleiben darf, gibt es viele natürliche Bruthöhlen, in denen sich Vögel, Fledermäuse und Wildbienen zu Hause fühlen. Hier finden sich wahre „Methusalems“; einige Buchen stehen bereits seit 180 Jahren in diesem größten zusammenhängenden Waldgebiet Schleswig-Holsteins, einige Eichen sogar schon seit 250 Jahren.

Flaggschiff Mittelspecht

Das Flaggschiff unter den seltenen Arten in den Stiftungswäldern ist der Mittelspecht . Wo er sich wohl fühlt, hat er jede Menge Raritäten im Schlepptau. Eichenbock, Bechsteinfledermaus, Eichen-Leberreischling (ein Pilz) und Altbaumflechten haben eins mit dem Mittelspecht gemeinsam: Sie stehen auf alte, lieber noch uralte Bäume und jede Menge Totholz.

Alte Laubwälder – besser noch Urwälder – bevorzugt der seltene Mittelspecht. Anders als die übrigen Spechte Schleswig-Holsteins gehört der Mittelspecht nicht zu jenen seiner Zunft, die mit lautem Klopfen und Trommeln auf alten Bäumen auf sich aufmerksam machen. Er gehört zu den “Stocherspechten“. Er rennt Baum auf, Baum ab, stochert und pickt hastig nach Beute. Auf dem Speiseplan stehen vor allem Insekten, wie Ameisen, Blattläuse, Käfer. Und die gibt es nicht nur unter der Baumrinde. Die gibt es direkt auf der rauen Borke im Kronenbereich alter „Baumriesen“, vorzugsweise auf alten Eichen, aber auch auf Buchen, Eschen und brüchigen Erlen. Hauptsache alt, ziemlich alt! Optimaler Weise ab 80 Jahren aufwärts bei Eichen, bei Rotbuchen jenseits von 140 Jahren, gerne dürfen sie aber auch 200 bis 250 Jahre alt sein. Ein Alter, das im Wirtschaftswald kaum ein Baum erreicht. Diese Methusalems sind nicht nur in Schleswig-Holstein zur Mangelware geworden.

Mehr Naturwald heißt das Credo der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und pflanzt schon heute den Lebensraum des Mittelspechts in 100 Jahren. Gleichzeitig nimmt sie bestehende Wälder aus der Nutzung, damit schon früher Mittelspecht-Lebensräume entstehen können. Aktuell hat die Stiftung Naturschutz im Stiftungsland gut 1.600 Hektar Naturwald in ihrem Portfolio. Seine „Leistung“: Er dient der Artenvielfalt, ist Rückzugsraum und speichert CO2 in den Bäumen sowie in der Humusschicht des Bodens.

Waldwildnis zu Erleben

Durch das Stiftungsland "Rülauer Holz" führen verschiedene Wanderwege , auf denen Naturliebhaber den Naturwald zu jeder Jahreszeit erleben können. Eine entsprechende Karte gibt es leider nicht. Damit die Wege verkehrssicher sind, werden in diesem Bereich auch weiterhin Pflegeschnitte vorgenommen, bei denen der Bauhof der Gemeinde Schwarzenbek die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein unterstützt.

Spendenaktion: Blecht für den Specht

Um den Mittelspecht unter die Flügel zu greifen, hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Spendenkampagne „Bitte, blecht für den Specht!“ ins Leben gerufen. Mit Ihrer Spende bewahren wir alte Wälder vor der Motorsäge und sorgen für die Baumgreise von morgen, wenn wir Land erwerben und darauf den Urwald für künftige Spechtgenerationen pflanzen. Auch seine Lieblingsbäume, alte Eichen, schützen und pflegen wir, wenn benachbarte Bäume sie in der Wuchshöhe überholen, halten wir die Konkurrenz in Schach. Und wir vernässen Waldsenken, sodass Erlenbruch mit viel Totholz und Insekten entsteht. Dort ist der Tisch dann reich gedeckt für den Mittelspecht.