Natürlich hier.

Stiftungsland Stodthagen

„Waldbaden“ ist hipp - ein Spaziergang durch den Stiftungswald Stodthagen und das angrenzende Kaltenhofer Moor ist wie eine Therapie! „Waldbaden“ ist das Gleiche wie ein Waldspaziergang, klingt nur cooler! Die Gründe, in den Wald zu gehen, sind heute wie früher die gleichen: Frische Luft schnappen und Naturerlebnis pur!

Stodthagen – der Urwald von Morgen made by Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein – ist ein bisschen Bullerbü. Lassen wir die unberührte, wilde Natur vor unserem inneren Auge aufblühen und folgen wir Ole, Bosse, Lasse, Kerstin barfuß zu den schattigen Weihern inmitten des Waldes. In der Stille steigt uns der waldtypische Duft von Moos und Humus langsam in der Nase hoch. Die Mücken freuen sich über die Füße ohne Schuhe und die schnelle Mahlzeit….

Erholung pur vor der Haustür

Nur ein paar Steinwürfe von der Landeshauptstadt Kiel entfernt, wartet er auf uns: einer der schönsten Naturwälder Schleswig-Holsteins, der Stodthagener Wald bei Felm. Die ältesten Bäume sind über 200 Jahre alt und Wald ist dort seit über 6000 Jahren nachgewiesen. 129 Jahre wurde das Gebiet intensiv forstlich bewirtschaftet. September 2000 die einschneidende Zäsur: Damals kaufte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein das rund 185 Hektar große Areal. Aus dem Forstwald ist inzwischen ein Naturwald geworden. Das Wichtigste ist, dass hier die Bäume jetzt auf natürliche Weise altern, absterben und zu Totholz werden. So wenig lebendig das auch klingt, aber Totholz steckt voller Leben. Zahlreiche Insekten, Vögel und Pilze ziehen dort ein.

Wasser marsch!

Zeitgleich wurde die künstliche Entwässerung durch das Verschliessen der Gräben aufgehoben, damit sich in den Senken wieder Waldweiher bilden. Das Wasser darf bleiben und sich ausbreiten. Zahlreiche Weiher, Tümpel und Waldmoore sind auf diese Weise in den vergangenen 18 Jahren wiederhergestellt worden. Ein echtes Paradies für Froschkönige, Unken und ihre Krötenkumpel. Auch der alte Moo-rentwässerungsgraben wurde zu vielen kleinen Moortümpeln aufgestaut und hat das Kaltenhofer Moor wiederbelebt. Auf der angrenzenden „Speckwiese“ hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein drei bestehende Teiche wiederhergerichtet und 14 neue angelegt. Dabei haben die Frosch-Experten immer die Bedürfnisse der kleinen Amphibien im Blick. Die Teiche sind aber auch ein guter „Wohnort“ für Libellen. Sie zeigen über den Tümpeln ihre rasanten Flugkünste. Die seltene Hochmoor-Mosaikjungfer ist hier noch regelmäßig anzutreffen. Sogar einige Exemplare der Afrikanischen Feuerlibelle, die sich immer weiter in den Norden ausbreitet, wurden gesichtet.

Weidetiere: Exmoorponies und Galloways

Auf der rund 25 Hektar großen „Speckwiese“ sind Galloways und seltene Exmoorponies im Dienste des Naturschutzes unterwegs. Quasi als lebende Rasenmäher sorgen sie auf der „Wilden Weide“ dafür, dass die Froschtümpel nicht zu wachsen und die Fläche nicht verbuscht. Selbst im Winter trotzen sie dem Wetter – mal mit Schnee, mal mit klassischem norddeutschem Schmuddelwetter – und das ohne Stall.

Nicht alle Bäume durften bleiben

Buche, Eichen, Rotfichten und Erlen durften in Stodthagen bleiben! Arten, wie Sitkatfichte, Douglasie, Küstentanne oder Japanische Lärche, die nicht in Schleswig-Holstein Zuhause sind, müssen weichen. Auf diese Weise ist in Stodthagen in den vergangenen Jahren ein kleines bisschen „Urwald“ entstanden. Ein Naturwald mit nassen Senken, in dem abgestorbene Baumgerippe eine märchenhafte, fast unheimliche Szenerie bilden.

Totholz steckt voller Leben

Stück für Stück haben die Vielfaltschützer der Stiftung Naturschutz aus dem von Nadelbäumen dominierten Bereichen des Forstes einen Laubwald mit heimischen Gehölzen, wie Buchen und Eichen, entwickelt. Hier werden keine Laubbäume geerntet, hier durchleben sie einen normalen Lebenszyklus: keimen, wachsen, sterben ab. Das Totholz bleibt im Wald als wertvoller Lebensraum.

In dem heimischen Naturwald fühlen sich auch Vögel wohl. Viele Spechtarten sind hier zu Hause, ebenso der Waldlaubsänger. Vor allem im Frühjahr erfreuen Mönchsgrasmücke, Fitislaubsänger, Rotkehlchen und Singdrossel mit ihrem Gesang die Besucher. Gerade in den Buchen und dadurch, dass Totholz im Wald verbleiben darf, gibt es viele natürliche Bruthöhlen, in denen sich Vögel, Fledermäuse und Wildbienen zu Hause fühlen. Hier finden sich wahre „Methusalems“; einige Buchen stehen bereits seit fast 210 Jahren, einige Eichen sogar schon seit 250 Jahren.

Doch in Zukunft dürfen diese Bäume viel älter werden. Eichen können bis zu 800 oder gar 1000 Jahre alt werden. Solche alten Methusalembäume bieten mit denen sich an ihnen bildenden Baumhöhlen, Astausbrüchen oder grobborkigen Rinden Lebensraum für etwa 800 verschiedene Insektenarten, unter ihnen eine der größten einheimischen Käferarten, der Eremit, aber auch Nistplätze für Hohltaube oder Uhu.

 

Flaggschiff Mittelspecht

Das Flaggschiff unter den seltenen Arten in den Stiftungswäldern ist der Mittelspecht. Wo er sich wohl fühlt, hat er jede Menge Raritäten im Schlepptau. Eichenbock, Bechsteinfledermaus, Eichen-Leberreischling (ein Pilz) und Bereifte Klechflechten haben eins mit dem Mittelspecht gemeinsam: Sie stehen auf alte, lieber noch uralte Bäume und jede Menge Totholz.

Alte Laubwälder – besser noch Urwälder – bevorzugt der seltene Mittelspecht. Anders als die übrigen Spechte Schleswig-Holsteins gehört der Mittelspecht nicht zu jenen seiner Zunft, die mit lautem Klopfen und Trommeln auf alten Bäumen auf sich aufmerksam machen. Er gehört zu den “Stocherspechten“. Er rennt Baum auf, Baum ab, stochert und pickt hastig nach Beute. Auf dem Speiseplan stehen vor allem Insekten, wie Ameisen, Blattläuse, Käfer. Und die gibt es nicht nur unter der Baumrinde. Die gibt es direkt auf der rauen Borke im Kronenbereich alter „Baumriesen“, vorzugsweise auf alten Eichen, aber auch auf Buchen, Eschen und brüchigen Erlen. Hauptsache alt, ziemlich alt! Optimaler Weise ab 80 Jahren aufwärts bei Eichen, bei Rotbuchen jenseits von 140 Jahren, gerne dürfen sie aber auch 200 bis 250 Jahre alt sein. Ein Alter, das im Wirtschaftswald kaum ein Baum erreicht. Diese Methusalems sind nicht nur in Schleswig-Holstein zur Mangelware geworden.

Mehr Naturwald heißt das Credo der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und pflanzt schon heute den Lebensraum des Mittelspechts in 100 Jahren. Gleichzeitig nimmt sie bestehende Wälder aus der Nutzung, damit schon früher Mittelspecht-Lebensräume entstehen können. Aktuell hat die Stiftung Naturschutz im Stiftungsland gut 1.600 Hektar Naturwald in ihrem Portfolio. Seine „Leistung“: Er dient der Artenvielfalt, ist Rückzugsraum und speichert CO2 in den Bäumen sowie in der Humusschicht des Bodens.

 

Spendenaktion: Blecht für den Specht

Um den Mittelspecht noch besser unterstützen zu können, hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die Spendenkampagne „Bitte, blecht für den Specht!“ ins Leben gerufen. Mit Ihrer Spende bewahren wir alte Wälder vor der Motorsäge und sorgen für die Baumgreise von morgen, wenn wir Land erwerben und darauf den Urwald für künftige Spechtgenerationen pflanzen. Auch seine Lieblingsbäume, alte Eichen, schützen und pflegen wir, wenn benachbarte Bäume sie in der Wuchshöhe überholen, halten wir die Konkurrenz in Schach. Und wir vernässen Waldsenken, sodass Erlenbruch mit viel Totholz und Insekten entsteht. Dort ist der Tisch dann reich gedeckt für den Mittelspecht.

Waldwildnis zu Erleben

Durch das Stiftungsland "Stodthagen und Kaltenhofer Moor" führen verschiedene Wanderwege, auf denen Naturliebhaber das Gebiet zu jeder Jahreszeit erleben können. Eine entsprechende Karte finden sie hier. Damit die Wege verkehrssicher sind, werden in diesem Bereich auch weiterhin Pflegeschnitte vorgenommen.

Bester Zeitpunkt für eine kleine Wanderung im Buchenwald ist Anfang Mai zum Austrieb der Buche oder Ende Oktober mit Laubfall. Die „Moorrunde“ lohnt sich besonders im Juni, wenn das Wollgras im Birkenbruchwald seine weißen Fruchtstände präsentiert.

 

Ein Wald mit Geschichte

Entstanden ist das Waldgebiet mit angrenzendem Moor mit seiner heutigen Geländeform in der letzten Eiszeit. Die Grundmoränen bilden ein bewegtes Relief mit Kuppen und tiefliegenden Senken. Seitdem, etwa 11.000 Jahre, ist der Stiftungswald durchgängig bestockt. Heute ist er Teil des 321 Hektar großen FFH-Gebietes „Naturwald Stodthagen und angrenzende Gebiete“. Das Kaltenhofer Moor ist seit 1936 Naturschutzgebiet.