Natürlich hier.

Stiftungsland Wentorfer Lohe

Wo einst Soldaten mit Panzern übten, hat jetzt die Natur das Regiment übernommen. Erleben Sie sie mit ihrer ganzen Pracht. Ob zu Fuß oder mit dem Rad, ob mit Kind oder mit Hund – der Dreiklang „Wald, Wasser und Wiese“ steckt voller Überraschungen. Infotafeln, Picknickbänke, Hundeauslauf und ein Erlebnis-Froschteich machen die ehemalige Panzerwaschanlage im Nationalen Naturerbe Wentorfer Lohe zum neuen Anlaufpunkt für Bürger*innen am Hamburger Rand.

Das zentral gelegene Grünland verwandelt sich im Sommer in einen blütenbunten Teppich mit seltenen Pflanzen, wie Weißem Labkraut, Gamander-Ehrenpreis oder Tüpfel-Johanniskraut. Entlang der Wanderwege wartet auf den Steinhaufen mit Glück die Waldeidechse, um beim Sonnenbaden entdeckt zu werden. Währenddessen kommen die robusten Rinder auf den Wilden Weiden ihrem Job als Ökorasenmäher nach. Die angrenzenden Waldbereiche entwickeln sich weitgehend ungestört und beherbergen unter anderem den Mäusebussard, der bei seiner Suche nach Feldmäusen über den Wiesen beobachten werden kann.

Naherholung, Umweltbildung, Naturwald und Bachrenaturierung

Nationales Naturerbe zum Erleben: Der Aspekt Naherholung und Umweltbildung sind integraler Bestandteil des Konzepts der Stiftung Naturschutz für die Entwicklung des ehemaligen Standortübungsplatzes. Gleichzeitig hat die Stiftung in den vergangenen Jahren in die Aufwertung der Offenlandlebensräume  und des Waldbestandes investiert. Die Nadelwälder wurden zugunsten von Laubbäumen durchforstet und mit Pflanzungen von Eberesche, Hasel, Stiel-Eiche, Hain-und Rotbuche eine bunte Laubbaumvielfalt entwickelt.

Verrohrte Abschnitte des Amelungsbachs wurden wieder geöffnet. Neue Sohlgleiten, Kiesschwellen und zahlreiche Störsteine eingebaut, damit der Bach wieder frei über die Wiese mäandern kann. Überschwemmungsbereiche sind dabei ausdrücklich erwünscht. Durch Initialpflanzungen von Flatterulmen und Schwarzerlen entsteht hier der Auwald von morgen.

Auf den inzwischen extensiv beweideten Wiesen sind Tümpel und Teiche für Amphibien entstanden. In Kooperation mit der Bürgerstiftung Natur im Norden wurde ein grünes Klassenzimmer eingerichtet und ein stark nachgefragtes Umweltbildungsprogramm in der Lohe etabliert, das vor allem Kindern die Vielfalt der Natur im Nationalen Naturerbe Wentorfer Lohe nahebringt.

Artenvielfalt durch Lebensraumvielfalt

Was macht eigentlich ein Gebiet zu einem Nationalen Naturerbe und damit zu einer besonders wertvollen Naturschutzfläche? Im Fall der Wentorfer Lohe ist es ihre Mischung aus Naturerleben, historischer Kulturlandschaft und unberührter Natur. Auf den insgesamt 237 ha kann der Besucher ein eng verzahntes Mosaik aus Wiesen, Auen und Wäldern mit ihrer vielfältigen Mischung aus Tier- und Pflanzenarten entdecken.

Highlight sind dabei die Reste der früher noch großflächigen offenen Heidelandschaft  der Lauenburger Geest, die die Wiesen im Sommer mit Glockenheide und Heidenelke lila färben. Diese Raritäten konnten nur dank der langjährigen militärischen und der damit fehlenden intensiven landwirtschaftlichen Nutzung überleben.

Das Bild der blütenbunten Wiesen aus Trockenrasen und artenreichem Grünland wird durch die vielen Ameisenhügel der Wiesenameisen-Kolonien belebt. Diese locken, wie die anderen zahlreichen Insekten auch, Nahrungsgäste wie den Grünspecht an.

Die kleinen Tümpel in den Wiesen und die ausgedehnten Sümpfe entlang des Amelungsbachs beherbergen ebenfalls eine vielfältige Lebensgemeinschaft. Hier finden sich neben Pflanzenarten, wie Blutweiderich und Sumpfquendel, auch schillernde Libellen, wie die Blauflügel Prachtlibelle oder die Blutrote Heidelibelle. In den naturnahen Erlen-Eschen-Auwäldern leben Pirol  und Kranich. Zusätzlich nutzen zahlreiche heimische Amphibienarten, wie der Kammmolch, die Stillgewässer als Kinderstube für ihren Nachwuchs.

Baumgruppen und Gebüsche, alte Redder und Waldränder tragen ebenfalls zur abwechslungsreichen Landschaft bei, in der sich viele Arten wohlfühlen. Dorngrasmücke und Neuntöter können beispielsweise auf den einzelnstehenden Gebüschen in den Weideflächen entdeckt werden. In den großen baumfreien Bereichen wiederum bauen Schwarzkehlchen und Rohrammern ihre Nester in der hohen Vegetation direkt über dem Boden.

In den ungenutzten Naturwäldern mit ihrem hohen Anteil an Totholz  sind Schwarzspecht und Habicht heimisch. Kleiber, Hohltaube und verschiedene Fledermausarten siedeln sich als Nachmieter in den Spechthöhlen an.

Umweltbildungspaket im grünen Klassenzimmer

In Kooperation mit der Bürgerstiftung Natur im Norden hat die Stiftung Naturschutz ein grünes Klassenzimmer eingerichtet und ein stark nachgefragtes Umweltbildungsprogramm in der Lohe etabliert, das vor allem Kindern die Vielfalt der Natur im Nationalen Naturerbe Wentorfer Lohe nahebringt. Hierbei greift die Stiftung Naturschutz auf das bewährte pädagogische Konzept des Hauses der Wilden Weiden vom Höltigbaum in Hamburg-Rahlstedt zurück. Interessierte Grundschulen aus dem Gebiet können sich für die Umweltbildungspakete anmelden und werden von speziell ausgebildeten Naturpädagoginnen auf ihren themenbezogenen Streifzügen durch die Natur, wie "Wer krabbelt unter unseren Füßen?", begleitet.

Vom Panzerübungsgelände zum „Nationalen Naturerbe“

Die Geschichte des ehemaligen Standortübungsplatzes Lohe begann 1937 mit dem Bau von Kasernen auf dem damaligen Wentorfer Gemeindegebiet. Nach 1961 wurde der Übungsplatz ausgebaut und auf seine heutige Größe ausgedehnt. Auf dem Gelände wurden im Zuge des Ausbaus auch ein dichtes Wegenetz eingerichtet. Zum Teil wurde das Gelände sogar in seiner Topographie umgestaltet: künstliche Hügel, Dämme und Wälle wurden aufgeschüttet. Geblieben ist von dem „ehemaligen Panzerberg“ nur der heutige Rodelberg und Aussichtshügel - im Norden des Gebietes.

Während der militärischen Nutzung wurden die Freiflächen durch Schafherden beweidet, eine intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln fehlte über Jahrzehnte. Nach Abzug des Militärs 1997 wurde die Beweidung mit einer Wanderschafherde fortgesetzt. Der ehemalige Übungsplatz wurde im Rahmen der Initiative Nationales Naturerbe des Bundes 2011 an die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein übertragen. Es handelt sich beim Nationalen Naturerbe um bundeseigene wertvolle Naturschutzflächen, die nicht privatisiert, sondern unentgeltlich an Länder, Naturschutzorganisationen oder Stiftungen zur dauerhaften naturschutzfachlichen Sicherung übertragen wurden.