Natürlich hier.

Stiftungsland Wildes Moor bei Schwabstedt

Ein Moor mit Weitblick – gewölbt wie ein Uhrenglas! Das Wilde Moor bei Schwab-stedt gibt den Blick auf 2,5 Kilometer in Nord-Südrichtung und noch einmal 2,5 Ki-lometer in Ost-Westrichtung frei. Weitgehend baumlos breitet sich der ausschließlich von Regenwasser gespeiste Hochmoorkern vor den Besucher*innen aus. Er lässt er-ahnen, wie wichtig diese großen, ungestörten Rückzugsgebiete für unsere Pflanzen- und Tierwelt sind. Auf dem Wegenetz mit Moorlehrpfad und Picknickplätzen können auch Sie die wundersame Welt des Moores erleben.

Auf dem Holzsteg das Moor entdecken

Die Faszination des Moores und gleichzeitig die verschiedenen Entwicklungsstadien des in Renaturierung befindlichen Hochmoores und die unterschiedlichen Lebensräume erleben! Möglich macht’s Schleswig-Holsteins längster barrierefreier Moorerlebnispfad.  Der mehr als 400 Meter lange Holzbohlenweg sensibilisiert die Besucher für das Thema „Biologischer Klimaschutz“ zugleich.

Bereits seit 1999 können Besucherinnen und Besucher auf dem Moorlehrpfad – 2021 aufwendig erneuert - Wissenswertes über die Geschichte des Moores, über seine Bedeutung für den biologischen Klimaschutz  und für die Tier- und Pflanzenwelt erfahren. Das Wilde Moor ist ein atlantisches Hochmoor: ursprünglich 790 Hektar groß, stehen von der Moorfläche heute 631 Hektar unter Naturschutz – nahezu 600 Hektar befinden sich im Besitz der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.

Schleswig-Holstein ist reich an Moorböden, die große Mengen an Kohlenstoff speichern können. Die Wiedervernässung trockengelegter Moore ist einer der Schwerpunkte des Landesprogramms zum Biologischen Klimaschutz, der durch die Stiftung Naturschutz umgesetzt wird: So sollen bis zum Jahr 2030 durch die Vernässung von Mooren 700.000 Tonnen  CO₂-Äquivalente pro Jahr eingespart werden – ungefähr so viel, wie alle Bürger*innen von Flensburg zusammen ausstoßen! Mehr Wasser in die Moore bedeutet also Klimaschutz.

Hotspot der Artenvielfalt

Aber auch Flora und Fauna profitieren davon. Durchweg sind die dort lebenden Tiere und Pflanzen Spezialisten. Spezialisten, die mit kargen Bedingungen bestens zurechtkommen.

Auf der weiten Hochmoorebene sind sie alle da, die typischen Moorpflanzen: Heidekräuter, Krähenbeere, Moosbeere und Wollgras, fleischfressender Sonnentau und die Moorlilie. Besonders bemerkenswert ist, wie nach den Wiedervernässungsmaßnahmen dicke Torfmoospolster die Binsen, die auf ehemaligen Grünlandflächen wachsen, überwuchern.

Auch die Vogelwelt ist mit mehr als 90 Arten - 50 als Brutvögel - recht artenreich. Mit Glück können Kranich, Bekassine, Blaukehlchen und große Rohrdommel beobachtet werden . Das randliche Grünland und die Röhrichte beherbergen Rohrweihe, Braun- und Blaukehlchen. Auf der Nahrungssuche sind immer wieder Seeadler, Wiesenweihe und Sumpfohreule zu beobachten.

Daneben haben Moor- und Laubfrosch, Ringelnatter und Kreuzotter sowie Libellen, wie Kleine Moosjungfer und Grüne Mosaikjungfer, hier einen ihrer letzten Rückzugsorte. Aus der intensiven Agrarlandschaft in der Umgebung sind sie längst verschwunden.

Moorkultivierung – Rückzug der Landwirtschaft – Renaturierung

Schon im 19. Jahrhundert begann der Mensch, das Wilde Moor zu entwässern, bewirtschaften und abzutorfen. Große Entwässerungsgräben wurden in den 1930er Jahren vom Reichsarbeitsdienst ausgehoben. Torf diente als Brennmaterial für die umliegenden Höfe, die Moorrandflächen wurden zu Viehweiden. Die Moorentwässerung blieb nicht ohne Folgen: Der Torfboden begann durch den Wasserentzug zu sacken, dort wo Luft an den Torf kommt, beginnt die mikrobielle Zersetzung und CO2 gelangt in die Atmosphäre. Moore, mit ausreichend Wasser versorgt, setzen keine Treibhausgase frei. Moorschutz ist also auch Klimaschutz.

Anfang der 1980er Jahre zog sich die Landwirtschaft aus dem Wilden Moor zurück, immer mehr Flächen blieben ungenutzt – die Moorrenaturierung bekam ihre Chance. Der erste große Durchbruch bei der Renaturierung des Wilden Moores gelang mit dem Verschluss des in Ost-Westrichtung verlaufenden Hauptentwässerungsgrabens. Der Torfboden konnte wieder mehr Wasser aufsaugen, die Mooroberfläche hob sich um mehrere Dezimeter wieder an.

Bei der letzten großen Renaturierung 2015 waren vier Bagger  gleichzeitig vor Ort und bauten Torfdämme mit einer Länge von über zehn Kilometern. So entstanden zwei große und vier kleinere Moorpolder, deren Wasserstände so reguliert werden können, dass die flächige Wiederansiedlung und Ausbreitung von Torfmoosen optimal gefördert wird. Torfmoose lassen das Moor nun langsam wieder wachsen.

Was kann ich für den Klimaschutz tun?

Setzen Sie sich für den Schutz der Moore ein und unterstützen Sie unsere Moorschutzprojekte! Mit einer Spende über 120 Euro können wir 100 Quadratmeter Moor ankaufen, noch einmal 40 Euro kostet die dauerhafte Renaturierung dieser Fläche.

Kaufen Sie der Umwelt zu Liebe nur „torffreie“ Blumen- und Gartenerde. Noch immer werden in Deutschland, aber mit steigender Tendenz auch in den Balti-schen Ländern und Russland Moore zerstört, um Torf abzubauen. Achten Sie daher auf „torffreie“ Erden und lassen Sie sich nicht durch Angaben wie „torfreduziert“ oder „torfarm“ in die Irre führen. Übrigens, auch sogenannte Bioerden können große Mengen Torf enthalten!