Natürlich hier.

Stiftungsland Winderratter See

Enorme Vielfalt auf engstem Raum: Der See mit seinen Verlandungs- und Ufersäumen, die Bachaue der Kielstau mit größeren Beständen an Röhrichten, Seggenwiesen, Grauweiden und Niedermoorflächen, Knicks mit alten Eichen und Buchen, Weißdorngebüsche, Kleingewässer und alte Mergelkuhlen, Talhänge mit Sickerquellen,  Bauernwälder, Wiesen, Weiden und Ackerflächen. Die kuppige Landschaft im Bereich des Winderatter Sees und im weiteren Verlauf der westlich fließenden Kielstau lockt mit einer großen naturräumlichen Vielfalt. Rund herum gibt es ungefähr 70 kleine Tümpel, die voller Amphibien und wasserliebenden Insekten stecken. Das alles so kompakt zu finden, ist ein Glücksfall.

Entdeckungsreise:

Wilde Weide heißt das Rezept für diese Vielfalt. Durchstreifen Sie das Weideland der Robustrinder auf dem Naturpfad. Lernen Sie, warum die Vierbeiner mit ihrem Appetit auf Grünzeug quasi als Ökorasenmäher für diesen Artenreichreichtum sorgen. Das gilt sogar oder vor allem bei den unscheinbaren Pilzen: 400 Großpilzarten, darunter sogar Erstnachweise für Schleswig-Holstein und Deutschland, sind die größte Überraschung in Sachen Biologische Vielfalt. Vor allem an den Hängen zum Talraum entlang der Kielstau.

Entdecken Sie über 300 Pflanzenarten, darunter auch das Breitblättrige Knabenkraut. Je nachdem wo Sie sich gerade befinden, können Sie ganz verschiedene Vogelarten beobachten: vom Neuntöter auf den Weideflächen, über den Zwergtaucher an Gewässern zum Sprosser im Weiden-Bruchwald, der auch "Nachtigall des Nordens“ genannt wird.

 

Vogelwelt

Charakteristisch für die Wilde Weide sind Vögel, die sich entweder auf übersichtlichen oder mit Gebüschen durchsetzten Flächen wohl fühlen. Arten, wie Baumpieper, Feldlerche, Bluthänfling, Braunkehlchen und Goldammer, brüten hier erfolgreich. Der Neuntöter, eine typische Art extensiv genutzter Kulturlandschaft, hat sich wieder etabliert.

Auch die Siedlungsdichte ausgewählter Vogelarten der Weidendickichte, der Schilfbestände und der Hochstaudenfluren in der benachbarten Kielstau-Niederung, wie Feldschwirl, Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger und Rohrammer, haben zugenommen. Seit vielen Jahren brütet die Rohrweihe im Schilf. Der Bestand des Sprossers dürfte hier wohl die größte Dichte in Angeln aufweisen. Insgesamt sind für das Stiftungsland Winderatter See 84 Vogelarten nachgewiesen, davon 44 Arten als Brutvögel.

 

Konzerte der besonderen Art: Laubfrosch und Co.

Besonders schön ist es im Stiftungsland, wenn an Maiabenden die Laubfrösche zum Konzert anstimmen und mit ihrem lauten „äpp äpp äpp“ um die Gunst ihrer Herzensdame werben. Begleitet werden sie auf die leise Art durch die ebenfalls europaweit geschützten Rotbauchunken. Sie erinnern mit ihrem weittragenden „uuh, uuh, uuh“ an fernes Glockengeläut. Deshalb wird sie in Dänemark „Klokkefro“ genannt.

Die Wiederansiedlung des Laubfrosches gehört zweifellos mit zu den größten Erfolgen des Naturschutzes am Winderatter See. Im Juli 1999 fanden 200 gezüchtete Laubfrösche, gerade mal zwei Monate jung und erst knapp zwei Zentimeter groß, im Gebiet ein neues Zuhause. In den beiden Folgejahren wurde die Aktion wiederholt. Bereits im Mai 2001 waren die ersten Laubfrösche beim Balzen zu hören. Nur acht Jahre später war ein hundertstimmiger Chorgesang zu vernehmen. Mittlerweile ist das Vorkommen das Größte in ganz Schleswig-Holstein.

Auch europaweit geschützte Arten, wie Kammmolch und Rotbauchunke haben sich wieder eingefunden. Erdkröte, Grasfrosch, Teichmolch und Wasserfrosch komplettieren das Spektrum der Froschlurche.

 

Wilde Weiden sorgen für Artenvielfalt

Auffälligster Wandel durch die Beweidung ist das Aufkommen des Weißdorns. Die in unterschiedlicher Größe aufwachsenden Gebüsche geben der Landschaft einen park-artigen Charakter. Mitten hindurch führt der Naturpfad. Sehr schön ist hier zu sehen, wie der Weißdorn bis zur „Verbisshöhe“ der Robustrinder heckenartig verdichtet ist, ein idealer Brutplatz für Bluthänfling und Dorngrasmücke. Der Baumpieper nutzt den Weißdorn als Singwarte, brütet jedoch wie die ebenfalls hier häufiger vorkommende Feldlerche in der Vegetation am Boden.  In dem höheren, freier sich entwickelnden Gezweig des Weißdorns findet auch der Neuntöter oder Rotrückige Würger seinen Nistplatz und zudem kräftige Dornen, um einen Teil seiner Beute aufzuspießen. Der Blütenreichtum des Weißdorns lockt unzählige Insekten an, Nahrungsgrundlage für Vögel und Amphibien. Die roten Früchte sind den ganzen Winter über Nahrung für beerenfressende Vögel wie Wacholderdrosseln, Amseln und Finken.

Unter dem Einfluss der extensiven Beweidung hat sich in den offenen Bereichen eine große Artenvielfalt an Gräsern und Kräutern entwickelt. Massenbestände von Brennnesseln und Acker-Kratzdisteln sind nicht mehr zu finden. Das Breitblättrigen Knabenkraut, das auf einer Feuchtwiese vorkommt, hat seit Beginn der Beweidung erheblich zugenommen. Die Dichte ist beeindruckend.

 

Die Vielfalt auf dem Naturlehrpfad endecken

Ein fünf Kilometer langer Naturpfad rund um den See haben die vor Ort aktiven Naturschützer so angelegt, dass die Vielfalt der Naturräume und die Wilden Weiden aus nächster Nähe erlebt werden können. An den Eingängen wurden große Infotafeln und zahlreiche Wegweiser aufgestellt, zwei massive Brücken über die Kielstau und ein 170 Meter langer Holzsteg durch einen sonst undurchdringlichen Weidenbruchwald gebaut. Objekttafeln entlang des Naturpfades informieren über Königsteine und Bauernwald, über Laubfrosch und Kammmolch, über die Sage um die Grauburg, über Obstbäume in der Landschaft, über die Bedeutung von Mergelkuhlen und über Brutvögel im Stiftungsland. Genauso wie über den Weidenbruchwald und die Mächtigkeit des Niedermoores im eiszeitlich geprägten Tunneltal. Klapptore, die sich nach Passieren wieder schließen, sorgen dafür, dass das Vieh die umzäunten Flächen nicht verlassen kann.

 

Geschichte der Grauburg und der Getreidemühlen

Auf dem Nordufer lag im 13. Jahrhundert die Burg Alt-Seegaard. In dem kleinen Wald am Südufer des Winderatter Sees befindet sich mit der Grauburg ein archäologisches Denkmal. Von der sagenumwobenen Grauburg sind heute noch ein verlandeter Burggraben sowie ein unter Wasser gelegener Steindamm am Seeufer zu erkennen, welcher einer Überlieferung nach zur Burg Alt-Seegard am Nordufer führte.

Im Talraum der Kielstau wurde am östlichen Ortsrand des Dorfes Ausacker von 1487 bis 1845 eine Wassermühle betrieben. Dafür staute man den See auf. Erst als 1845 eine Erd-Holländermühle gebaut wurde, konnte der Wasserstand um zwei Meter abgesenkt werden, um Ackerland zu gewinnen. Noch heute dokumentieren so genannte Königsteine aus der Regierungszeit des dänischen Königs Christian VIII. (1839–1848) die alte Uferlinie. Weite Teile des Sees verlandeten mit der Zeit. Der Winderatter See war bis 1845 etwa 360 Hektar groß. Heute sind es nur noch 24 Hektar bei einer Tiefe bis zu 2,2 Meter.

 

Verein

Betreut wird das Stiftungsland durch den Förderverein für Natur und Umwelt Winderatter See-Kielstau e.V.. Die Vereinsmitglieder beobachten und dokumentieren die Entwicklungen der Tier- und Pflanzenarten, unterstützen die Maßnahmen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, informieren die Öffentlichkeit und laden zu erlebnisreichen Wanderungen ein. Die beleibten Froschkonzert-Besuche organisiert die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein immer wieder im Frühjahr.

Unter www.winderattersee-kielstau.de erfahren Sie mehr zum Förderverein für Natur und Umwelt „Winderatter See-Kielstau e. V.“