Natürlich hier.

Stiftungsland Geltinger Birk

Nordisch wild zeigt sich das Gesicht der Geltinger Birk an der Flensburger Außenförde. Wer sich den Wind um die Nase wehen lassen möchte, ist hier genau richtig. Das Naturschutzgebiet „Geltinger Birk“ liegt an der nordöstlichen Landspitze Angelns, an der Flensburger Außenförde. Kein Wunder: Wind, Wasser und Wellen prägen das Stiftungsland.

So ist eine abwechslungsreiche Landschaft mit Wilden Weiden, verlandeten Sümpfen, verschlungenen Kratt-Eichenwälder, Strand und Salzwiesen in enger Nachbarschaft entstanden. Durch die Wilden Weiden streifen ganzjährig robuste Konik-Pferde und Galloways. Von einem der insgesamt vier Wanderwege, die durch das einzigartige Naturschutzgebiet führen, können Sie die vierbeinigen Landschaftspfleger gut beobachten.

Hot Spot der Vogelwelt

Die Birk ist ein Hot Spot für Vogelfans – 200 Vogelarten können beobachtet werden. Gerade in der Zugzeit bietet das Gebiet gute Beobachtungsmöglichkeiten für rastende und überwinternde Wasservögel, wie die unterschiedlichsten Entenvögel, Säger und zahlreiche Watvögel. Im Herbst können an der Birk-Nack arktische Gänse, Seetaucher und regelmäßig auch Raubmöwen beobachtet werden, die über die Flensburger Förde als Zwischenstation die Nordsee ansteuern.

Ostseewasser flutet wieder die Birk

2014 fiel der Startschuss für die kontrollierte Wiedervernässung des Naturschutzgebietes. Mehr als 20 Jahre Planungsarbeit waren endlich von Erfolg gekrönt: Ein großes Rohr durch den Deich nördlich Falshöft lässt jetzt, nach 150 Jahren, wieder Ostseewasser in die Birk strömen. Je nach Erfordernis wird der Einlauf von Hand reguliert. Statt drei Meter unter dem Meeresspiegel, darf der Wasserstand um zwei Meter höher steigen. Dadurch entstanden auch neue Feuchtlebensräume mit typischer Salzwiesenvegetation sowie Nahrungs- und Brutflächen für zahlreiche Vogelarten hinter dem Deich.

Schon damals war das Ackern auf Meeresboden schwierig. Für die Naturschützer von heute war klar: Die Flächen haben ein großes Potential als Feucht- und Salzwiesen. Durch über 30 einzelne Baumaßnahmen wurde die Vernässung von langer Hand vorbereitet. Im Zentrum des Projektes stand der Bau eines neuen Schutzdeichs. Durch neue Wanderwege wurde die Birk noch besser erlebbar. Finanziert wurden das Projekt mit Geldern des Landes und mit EU-Mitteln aus dem Europäischen Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER).

Artenvielfalt auf der Birk

Dank zahlreicher, neu angelegter Teiche und Holzhaufen sowie Lesesteinhaufen sind hier in den vergangenen 20 Jahren neue Lebensräume für seltene Arten, wie Kreuzkröte, Rotbauchunke, Laubfrosch und Zauneidechse, allesamt europaweit geschützte Arten, entstanden. Und eine Sensation: Der Goldene Scheckenfalter ist zurück!

Rettungsinsel für die Fluss-Seeschwalbe

Die anmutige Küstenbewohnerin mit den verführerisch roten Lippen – die Fluss-Seeschwalbe – gilt in Deutschland als stark gefährdet. Ihre Nester legt sie an ungestörten, überflutungsfreie Kiesstränden an – und die werden immer rarer. Die Populationen von Nesträubern, wie Fuchs, Marder und Iltis, die sich nur zu gern über Eier und Küken hermachen, tun ihr Übriges.

Im Stiftungsland Geltinger Birk sorgt seit 2021 ein spezielles Brutfloss für Abhilfe. Es wurde von Mitarbeiter*innen der Integrierten Station Geltinger Birk im Noor an der Mühle Charlotte zu Wasser gelassen. Möglich wurde das rund 5.000 Euro teure Projekt durch das Spendenportal WIR BEWEGEN.SH der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH).

Derzeit gibt es einige Brutinseln auf der Geltinger Birk. Diese werden von den Fluss-Seeschwalben sehr gut angenommen: Dicht gedrängt sitzen die hübschen Küstenvögel dort und brüten. Dennoch bleibt die Gefahr der Räuber aus der Luft, wie beispielsweise des Uhus. Um diese Bedrohung der fliegenden Nesträuber auch noch zu minimieren, ist das bewegliche Brutfloss das sicherste Küken-Kinderzimmer für die Fluss-Seeschwalbe. 

Froschkonzert mit Rotbauchunke und Laubfrosch

Die Rotbauchunke! In Schleswig-Holstein war sie kurz vor dem Aussterben. Deshalb hat die Stiftung Naturschutz 2005 mit einem von der EU geförderten Projekt eine Wiederansiedlung gestartet. Unkenlaich wurde gesammelt, in einer Aufzuchtstation Jungtiere herangezogen, die auf der Birk und anderen Gebieten freigelassen wurden. Das Auswildern wurde mit der Anlage von zahlreichen Laichgewässern und Überwinterungsquartieren vorbereitet. Für die dauerhafte Pflege der Unkenlebensräume sorgen heute Konik-Pferde und Galloways. Sie beweiden die Schilf- und Röhrichtbestände und verhindern damit das Verlanden der Laichgewässer. Doch nicht nur die Rotbauchunke, auch andere Amphibien, wie der Laubfrosch, Libellen, Wasserpflanzen und -käfer, profitieren von den Schutzmaßnahmen. In lauen Frühjahrsabenden betören jetzt die kleinen Sängerknaben wieder mit ihrem weithin tragenden „uuuh, uuuh“ künftige Partnerinnen und Naturliebhaber*innen. Begleitet werden sie vom lauten „äpp, äpp, äpp“ der Laubfrösche. Bereits früh im Jahr kann man das Blubbern der blauen Moorfrösche hören, deren Population stark von den Vernässungen profitiert hat.

Scheckenfalter liebt es artenreich und blütenbunt

Lange galt er in Schleswig-Holstein als ausgestorben. Jetzt tanzt er wieder auf der Birk durch die Lüfte: der Goldene Scheckenfalter. In fünf Gebieten in Schleswig-Holstein hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den seit mehr als 30 Jahren nicht mehr gesichteten Schmetterling erfolgreich wiederangesiedelt. Auch im Stiftungsland Geltinger Birk flattern die Gaukler der Lüfte wieder. Auch sie profitieren von den Weidetieren auf der Birk, die mit ihrem Appetit auf Grünzeug für viele kurzrasige, sonnig-warme Flächen und die passende Struktur der Wildpflanzen. Insbesondere auf den Teufelsabbiss, den die Schmetterlingsexperten großflächig gepflanzt haben, hat es der Scheckenfalter für die Eiablage abgesehen. Der Goldene Scheckenfalter gilt als so genannte Schirmart, denn wo er sich wohlfühlt, finden auch andere Tagfalter sowie zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum.

Zauneidechsen in der Küstenlandschaft

In mehreren Etappen hat die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, in den vergangenen Jahren europaweit geschützte Zauneidechsen im Stiftungsland Geltinger Birk ausgewildert. Zuvor haben die Vielfaltschützer ihre Lebensräume optimiert: Rohbodenstellen als Eiablageplatz geschaffen, unerwünschter Bewuchs entfernt und Steinhaufen aufgeschichtet. Hier sonnen sich die Eidechsen, um auf „Betriebstemperatur“ für den Tag zu kommen. Die fast schon urzeitlich anmutenden Mini-Drachen gehören mit einer Länge von 20 bis 25 Zentimetern zu den größten Eidechsenarten Schleswig-Holsteins. Beide Geschlechter sind durch eine braune Grundfarbe gekennzeichnet. Besonders die Männchen entwickeln einen auffallend leuchtenden Grünton in der Paarungszeit. Für die Wiederbesiedelung wurden in zwei Gebieten Zauneidechsen eingefangen, die unter kontrollierten Bedingungen in einer Aufzuchtstation gehalten wurden. Die Eier wurden in einem sogenannten „Inkubator“ „bebrütet“, die geschlüpften Reptilien weiter aufgepäppelt und danach ausgesetzt.

Zu den Vorfahren unserer Primel

Die Stiftung Naturschutz hat mit dem Projekt „BlütenMeer 2020“ neben vielen Teilen des Landes auch die Geltinger Birk blütenbunter gemacht. Dazu gehörte die Pflanzung von Golddistel, Heidenelke und Organum, aber auch der Stängellosen Schlüsselblume, um deren Population zu stabilisieren. Kurioserweise ist sie die Stammpflanze unserer farbenfrohen Primel, die zu jedem Garten gehört. Sie liebt es feucht, insbesondere im Wald. Lebensraumverluste machen der Pflanze zu schaffen, ihr Bestand gilt als „stark gefährdet“. Hier im Stiftungsland hat sie ihr Hauptverbreitungszentrum in Deutschland.

Entstehungsgeschichte der Geltinger Birk

Die Weichseleiszeit und die Ostsee formten und formen noch heute die Halbinsel. Die Geltinger Birk ist ein Nehrungshakensystem, das aufgrund von Sedimentverdriftung durch küstenparallele Strömungen entstanden ist. Noch heute beträgt der Rückgang der Steilküsten sogar an der ruhigen Ostsee pro Jahr etwa 30 bis 60 Zentimeter. Durch küstenparallele Strömungen wurde das bei Falshöft abgetragene Material zu zahlreichen parallelen Nehrungshaken aufgetragen. Diese so neu entstandenen Landflächen an der Nordseite der heutigen Halbinsel haben schließlich im 17. Jahrhundert eine Verbindung zur Ostküste von Beveroe hergestellt und die damalige Insel landfest machte. Zurzeit wächst das Strandwallsystem an der Westküste der Halbinsel nach Norden, das heißt, die Nordwestspitze, genannt Birk Nack, wird größer, wie auch nach Südwesten, wo ein Strandwall vor der heutigen Vogelwärterhütte die Einrahmung der Lagune verursacht hat.

Um die Birk landwirtschaftlich nutzen zu können, wurde dort 1581 der erste Deich an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste errichtet, der das Geltinger und Beveroer Moor von der Ostsee abtrennte. Danach begann auch die Entwässerung des tief liegenden Gebietes. Der erste Deich wurde später durch eine Sturmflut zerstört, 1750 wurde der Grahlensteindamm als zweiter Deich erbaut. Mit der 1826 nach der Eindeichung des Großen Noores errichteten Holländer-Windmühle Charlotte war es dann erstmals möglich, die Birk großflächig zu entwässern. Die Mühle ermöglichte es, den Wasserstand auf mehr als drei Meter unter den Meeresspiegel abzupumpen. Heute ist die Mühle im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.

Wandern: vorbei an Wildpferden, Sümpfen, Strand und Lagunen

Wanderweg "Eule" (3 km): kleiner Rundweg ohne Ostsee, Start: Nieby

Wanderweg "Konik" (6,2 km): um die Mühle durchs Hinterland und an der Förde entlang (nur zu Fuß möglich), Start: Parkplatz an der Mühle „Charlotte“

Wanderweg "Hochlandrind" (10,4 km): Hinterland, Förde und Ostsee, Start: Falshöft

Wanderweg "Möwe" (13,3 km): die große Tour einmal rund um die Birk, Start: Falshöft oder Mühle „Charlotte“